07
Januar 2018
2019-10-29T13:15:00+01:00

Passion, Szene Know-how, Ehrgeiz – Wichtige Pfeiler, um ein erfolgreiches Skateboard Mag zu gründen, Leute zu erreichen und der Szene etwas wiederzugeben. Darauf stützt sich das Pocket Mag, mit dessen Gründern wir uns ausführlich unterhalten haben.

Pocket Skate Mag Logo

Das Pocket Skateboard Mag ist zwar neu, doch die Jungs, die dahinter stecken, kennen die Szene in- und auswendig. Wir haben uns Florian „Burny“ Hopfensperger und Johannes Schön zum Interview eingeladen, um mal nachzuhaken, wie die Arbeit in einem Skateboard Mag anno 2017 abläuft, was es braucht so etwas auf die Beine zu stellen und wie es bisher läuft. Viel Spaß!



Moin Jungs, vielen Dank für eure Zeit. Stellt euch doch erst einmal vor und sagt uns, wer eigentlich hinter dem Pocket Mag steckt.

Burny
Hinter Pocket stecken Johannes Schön und Florian Hopfensperger. Die meisten kennen mich wohl als Burny. Ich fotografiere seit 15 Jahren professionell Skateboarding und war schon für so gut wie jedes Mag weltweit tätig. Dadurch bin ich fast 60% des Jahres unterwegs und arbeite mit vielen internationalen Pros zusammen.

Johannes
Ich bin seit ein paar Jahren bei Mosaic und dort als Germany Teammanager für HUF, Lakai und DVS zuständig.


Wie habt ihr euch kennengelernt?

Johannes
Wir haben uns 2010 auf einem unserer ersten Trips nach Kroatien kennengelernt. Da waren auch Maxi Schaible, Norbert Szombati, Nico Manz und Florian Geyer als Filmer dabei.

Burny
Markus Biersack war auch dabei.


Für wen seid ihr da unterwegs gewesen?

Burny
Das war rein privat. Wir haben damals einmal im Jahr einen Homie Trip organisiert. 2011 ging es nach Holland und 2012 nach Südfrankreich.

Johannes
Genau, da waren wir in Nizza. Da aber nicht viel ging, sind wir nach Italien gefahren (lacht). So haben wir uns kennengelernt. Einfach über Skateboarding auf Touren. Wir waren viel zusammen auf Reisen und ich habe Burny häufig in Thailand besucht, wo er fast das halbe Jahr mit seiner Frau lebt.



“Uns geht es mit Pocket um die Skater, die Leute, die hinter der Szene stehen […]. Die sollen etwas zurückbekommen […].“

Burny - Lifestyle Florian ‚Burny‘ Hopfensperger – Off Camera

 


Es gibt etliche Skate Mags, besonders online. Wie kommt man 2017 auf die Idee, mit einem neuen Mag an den Start zu gehen?

Johannes
Das hat verschiedene Gründe wie selbst kreativ zu werden und die Sache nach den eigenen Wünschen zu gestalten. Natürlich machen das andere Mags nicht schlecht, doch wir haben einfach eigene Ideen, die wir gerne umsetzen möchten. Ich denke auch, dass wir einen anderen Ansatz haben und es ist einfach ein geiles Gefühl, Dinge zu kreieren. Vielleicht ist es auch das Alter, in dem man was Eigenes erschaffen will (lacht).

Burny
Mir persönlich geht es darum, mit Skatern gemeinsam an Projekten zu arbeiten und Sachen zu erschaffen, die wertgeschätzt werden. Da ich selbst Fotograf bin, weiß ich wie andere Fotografen, Filmer und Skater denken und wie sie sowas im Endeffekt haben wollen. Uns geht es mit Pocket um die Skater, die Leute, die hinter der Szene stehen und diese supporten. Die sollen etwas zurückbekommen und sich selbst wertgeschätzt fühlen. Eben 100% Skateboarding Style.

Johannes
Das ist ein großer Punkt. Ob durch Burnys Fotos oder meine Arbeit als Teammanager; es macht wahnsinnig Spaß, Leuten etwas zu ermöglichen. Das gibt uns ein gutes Gefühl und das Pocket Mag ist eine weitere Möglichkeit dazu.


Denkt ihr es ist wichtig, einen gewissen Ruf in der Szene zu haben, um ein erfolgreiches Mag zu gründen?

Burny
Durch meine Arbeit als Fotograf konnte ich viel dazu beitragen, bestimmte Karrieren zu pushen und bin ein Teil davon. Als Mag-Betreiber bist du auch für viele Karrieren verantwortlich bzw. ein Teil davon. Leute, die Magazine machen, haben schon in ihrer Vergangenheit enorm viel für Skateboarding getan. Dadurch haben sie einen Stand in der Szene und sind im besten Falle national und international bekannt. Wenn die dann ein Magazin machen, dann funktioniert das meiner Meinung nach am besten.

Johannes
Im Grunde geht es darum, dass es eine gewisse Substanz braucht, die in dem Projekt steckt.

Burny
Genau. Das sieht man bei Mags wie dem SOLO, hinter dem u.a. Oliver Tielsch und Oliver Klobes stecken; die haben schon viel für die Szene und einzelne Skater gemacht. Das sind Leute, die fähig sind, solche Magazine zu machen. Und da zählen wir uns dazu, weshalb wir auch das Pocket Mag gestartet haben, um eigene Ideen und neuen Content zu kreieren und Skatern eine Plattform zu bieten.


Wäre die Gründung eines Mags ohne diese Bekanntheit in der Szene überhaupt möglich?

Burny
Nicht wirklich. Wie ich es schon gesagt habe, ein Mag kann nur jemand machen, der lange genug in der Szene aktiv ist und eine Persönlichkeit entwickelt hat. Man muss Leute kennen, die dich und deinen Background respektieren.

Johannes
Es ist deutlich schwerer ohne Netzwerk, denn die Skate Szene ist extrem vernetzt und eng beisammen. Da ist es ein großer Vorteil, Viele zu kennen und eine freundschaftliche Basis zu haben. Bisher waren alle down mit unserem Projekt und unterstützen uns.

Es gibt aber Fälle, in denen das anders ist. Ian Michna von Jenkem hatte nichts mit der Skate Industrie in dem Sinne zu tun, dass er da gearbeitet hätte. Dadurch hat es bei ihm einige Jahre gedauert. Ihm kommt zugute, dass er viele innovative und lustige Ideen entwickelt hat.


Was hat es mit dem Namen Pocket überhaupt auf sich?

Burny
Pocket ist einfach ein geiles Wort, das sich cool anhört. Jeder hat irgendwas in seiner Pocket. Jeder hat sein Handy in der Pocket und schaut sich darüber Skateboarding an. Aber Pocket kann auch noch viel mehr sein.

Johannes
Das ist eine Erklärung für den Namen, dass wir den Content in die Pocket, aufs Handy, bringen und gerade auf mobile großen Wert legen. Der Begriff muss aber nicht 1 zu 1 interpretiert werden.

Pocket Mag


Wir hatten schon überlegt, ob das Pocket Mag auch als Print-Version im passenden Taschenformat kommt.

Johannes
Das haben tatsächlich schon Viele gedacht. Aber wir wollen uns auch einiges offen halten, was Formate angeht. Wir haben zum Beispiel zwei Hardcover-Bücher für 2018 geplant. Auch, weil wir große Print-Liebhaber sind.

Burny
Absolut, gerade als Fotograf ist man damit aufgewachsen, dass Fotos gedruckt werden müssen.

Johannes
Ich hab so gut wie alle Mags im Abo. Print ist was Geniales; deswegen auch zwei Hardcover-Bücher. Wir wollen aber nicht in Stein meißeln, was wir sind und was wir machen. Wenn wir Lust auf ein Taschenbuch haben, machen wir das einfach.


Gedruckte Fotos haben eine andere Ästhetik und wirken mehr nach, als Fotos in digitalen Medien.

Johannes
Deswegen auch die beiden Bücher, die einen zeitloseren Charakter haben. Doch Berichterstattungen und kurzlebigen Content spielen wir nicht über Print aus, sondern über unsere Online-Kanäle. Was sonst in einem klassischen Mag zu finden ist, findet bei Pocket online und über Social Media.


Wie seht ihr die Wertschätzung von Fotografie in der Szene. Hat diese unter dem Einzug der digitalen Fotografie gelitten?

Burny
Fotos haben noch dieselbe Wertschätzung. Es geht nur darum, wie schnell-lebig Fotos sind. Kids wollen heute ein Foto haben, um es direkt auf Instagram zu posten. Das Warten auf ein Foto ist aber was geiles und man freut sich wahnsinnig, wenn es endlich da ist. Auch wenn es frustriert, sechs, sieben, acht Monate auf ein Foto warten zu müssen. Fotos und allgemein Fotografie sind trotzdem ein enorm wichtiges Medium im Skateboarding. Gut gemachte Fotos zeigen den Skater, zeigen die Firma, die Sponsoren, den Spot – es fängt das komplette Image und die Atmosphäre ein.

Heutzutage kann auch fast jeder Fotos schießen; moderne Handys machen den Einstieg in die Fotografie leicht. Danach kommt im besten Falle die Spiegelreflex-Kamera und man entwickelt seinen eigenen Style und versucht innovativ zu sein. Da sehe ich für die Fotografie im Skateboarding auch weiterhin einen guten Stand, der sich immer weiterentwickeln wird.

Johannes Schön - No Comply Johannes Schön – No Comply – Mannheim

Die Guidelines, wie ein Foto aussehen soll, haben sich eben geändert. Es gibt Fotografen wie mich, die gern mit Fisheye fotografieren, aber auch viel Wert auf gute Tele-Shots legen. Mein Ding ist immer, dass das Foto geblitzt sein muss. Ich hab das Ausleuchten und Blitzen gelernt und weiß, wie ein gutes Blitz-Foto sein muss. Viele Fotografen machen aber auch geile schwarz-weiß Fotos machen oder ungeblitzte Farbfotos oder Fotos aus alternativen Perspektiven – das ist ein gutes Zeichen und allein durch den Topf an Möglichkeiten werden Fotos ihren Stellenwert behalten.

Zudem braucht man auch bei Videoproduktionen, Parts, Features ein gutes Vorschaubild, um das darzustellen. Da bist du als guter Fotografen gefragt.


Ist es bei der Masse an Footage schwer, sich als Mag das richtige herauszupicken bzw. sich als Fotograf zu behaupten?

Johannes
Die Sachen selbst zu filtern, die man über seine Kanäle ausspielen will, ist schwer. Bei der Welle an Clips muss man überlegen, was man posten kann. Wir versuchen, gerade bei Fotos, nicht mit Reposts zu arbeiten und legen Wert auf eine hohe Qualität.

Burny
Pocket versteht sich auch als Plattform für Fotografen, um diese zu unterstützen. Wir haben mittlerweile ein sehr hochwertiges Portfolio bekannter Fotografen, die mit uns zusammenarbeiten. Aber auch junge Fotografen bekommen bei uns die Möglichkeit, sich zu präsentieren; da sind wir ganz offen und haben schon Einsendungen erhalten und beantworten gerne deren Fragen und geben Feedback.

Burny Florian ‚Burny‘ Hopfensperger



Wie kam es zu der Entscheidung, das Pocket Mag komplett auf Englisch zu halten?

Burny
Interviews und längere Artikel gibt es auch auf Deutsch, News-Posts und kleinere Tour-Artikel hingegen nicht. Englisch ist die Internetsprache heutzutage und jedes Kid ist auf Instagram, wo fast ausschließlich Englisch geredet wird. Da macht es nur Sinn, die Seite auf Englisch zu halten, um die Zugänglichkeit für alle zu gewährleisten.

Johannes
Da wir den Hauptfokus online haben und es da keine Ländergrenzen gibt, war die Entscheidung nicht so schwierig.


Wie kommt man als Mag eigentlich an Features?

Johannes
Wir stehen immer mit vielen Firmen und Crews im Dialog, die Touren machen. Da entsteht sowas ganz organisch. Aber in der kurzen Zeit, in der wir das bis jetzt machen, sind auch schon Leute auf uns zugekommen. Man muss beides machen: die Leute kommen zwar, aber man muss sich für seinen Content auch eigene Ideen haben und pro-aktiv auf Skater oder Firmen zugehen und einen Vorschlag machen.


Ihr habt bislang schon einige Formate wie Pocket Talk, Pocket Minute und Pocket Frames – ist da noch mehr geplant?

Johannes
Ja, wir wissen momentan gar nicht, wann es aufhört (lacht).

Burny
Es ist auf jeden Fall noch einiges geplant. Das Ziel von Pocket ist es, den Skatern und der Audience Einblicke zu geben, was bei uns möglich ist. Wie beispielsweise der Pocket Talk, unsere Interview-Sektion oder die Pocket Minute, bei der es eine Minute Raw Footage gibt.

Johannes
Wir haben diese Formate kreiert, damit Skater auf Projekte hinarbeiten können, die in einer relativ schnellen Zeit umzusetzen sind und auch gepostet werden. Auch, um uns an die schnelllebige Zeit anzupassen.


Ist es schwer zu entscheiden, wofür sich ein ausführlicher Artikel lohnt und wo man vielleicht mit einem kurzen Clip besser fährt?

Burny
Oft steht ein Clip sowieso in Zusammenhang mit einem Artikel. Ob Interviews oder Tour-Artikel, unsere Beiträge sind immer mit extrem viel Liebe ausgearbeitet, denn wir wollen das schon so präsentieren, dass es einen hohen Layout-Anspruch hat. Wir wollen nicht einfach die Internetseite mit Bildern vollpacken und einen kurzen Text dazu schreiben. Wir machen uns da schon Gedanken zu Layout und Illustrationen und wie man das Projekt, die Tour, das Feature bestmöglich präsentieren kann.


Wie viel Arbeit steckt in so einem Mag, gerade wenn man nebenbei noch viele andere Verpflichtungen hat?

Johannes
Ich glaube das ist schwer zu kalkulieren und in Stunden zu fassen. Das Gute ist ja, dass es wirklich unser Herzensprojekt ist und es mir auch nichts ausmacht, wenn ich da 22:00 Uhr noch dran sitze.



“Skateboarding kann man nicht in klassische Arbeitsstunden einteilen.“

Burny - Footage Check Florian ‚Burny‘ Hopfensperger – Crew

Burny
Skateboarding kann man nicht in klassische Arbeitsstunden einteilen. Manche Spots kann man nur am Wochenende skaten oder muss irgendwo 02:00 Uhr morgens schießen. Wenn da ein Trick geshootet werden soll und das geht nur Sonntags, dann ist das eben so. Dafür hat man dann wieder frei, wo andere normal arbeiten gehen. Man muss auf jeden fall flexibel sein und schnell handeln können.

Johannes
Es ist halt fast 24/7 aber im positiven Sinne. Generell kann man aber sagen, dass es mehr Arbeit ist als ich vorher erwartet hätte. Oder was würdest du sagen, Burny?

Burny
Es ist auf jeden Fall ein neues Gefühl von Arbeit. Aber es ist wunderschön. Weil ich wirklich weiß, dass das, was ich fotografiere so ist, wie ich es am Schluss haben will.


Hat man als Fotograf so auch mehr Freiheiten, da man sich nicht an vorgefertigte Richtlinien halten muss?

Burny
Natürlich. Ich kann dem Skater einfach die Sicherheit geben, dass auch was kommt. So kann ich sagen, welchen Trick wir machen und welches Format das wird. Auch, wenn es nur ein Instagram-Foto für den nächsten Tag ist. Ich kann gewährleisten, dass es gebracht wird. Und die Freiheit ist mir sehr wichtig.


Habt ihr bei Pocket noch ein Team oder macht ihr derzeit alles zu zweit?

Burny
Wir haben einen Praktikanten, Pierre Masek, ein sauguter Skater.

Johannes
Er ist jetzt auch im Flow Team von Lakai und studiert Medienmanagement. Bei uns kümmert er sich um die Clips, was ja gut passt. Ansonsten ist da noch Stefan Pöhlmann, der die Video-Animationen für unsere exklusiven Features macht, auch ein guter Skater, der für HUF Germany und Morphium Skateboards fährt. Aladin Cabart hat unsere Logo-Animation gemacht und Philipp Schäfer das Logo entworfen.

Burny
Im Foto- und Video-Portfolio haben wir Bryan Callaghan, ein international bekannter Filmer, Jon Wolf und unseren Hauptfilmer Dennis Ludwig (@ludidennis), momentan einer der wichtigsten Filmer Deutschlands. Dann noch Dennis Scholz als Fotograf und einige mehr. Das Portfolio an Contributors ist auf jeden Fall namhaft.

Johannes Schön - Fs Boardslide Johannes Schön – Fs Boardslide – Hopfensperger



“Print wird es immer geben, weil Print einfach immer noch die Trophäe des Skateboardings ist.“

 


Die wichtigste Frage zum Schluss: Wo seht ihr eigentlich die Zukunft der Skateboard Medien?

Burny
Print wird es immer geben, weil Print einfach immer noch die Trophäe des Skateboardings ist. Wenn jemand ein Cover oder ein Interview im Print hat, ist das was wert. Aber diese Formate entwickeln sich auch online weiter.

Johannes
Print wird immer relevant bleiben, da man die Ästhetik eines gedruckten Fotos nicht mit der im Digitalen vergleichen kann. Wir versuchen auf der Webseite mit Hilfe eines guten Layouts an diese Ästhetik heranzukommen. Generell wird sich Skateboarding viel auf Social Media abspielen, wie jetzt schon. Die Frage ist, ob die kommenden Generationen noch einen Bezug zu Print haben werden.

Was passiert, wenn man sie vor die Wahl stellt, eine Doppelseite in einem Mag zu bekommen oder von einem bekannten Instagram-Account gerepostet zu werden? Viele würden wohl lieber den Instagram-Account wählen. Grundlegend versuchen wir mit dem Pocket Mag den Spagat zwischen Print- und Onlinewelt zu schaffen und uns in beiden Welten zu bewegen, da wir auf beide Welten Bock haben.


Dann danke für das Gespräch! Die letzten Worte gehören euch:

Burny
Habt Spaß mit Pocket, es werden noch einige Überraschungen folgen!


Über

"When the going gets weird, the weird turn pro!" - H.S.T.